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dinsdag 21 oktober 2014

Das „Problem“ Judith von Halle und Sergej Prokofieff - Andreas Delor


Das „Problem“ Judith von Halle und Sergej Prokofieff

Ich mache kein Hehl daraus, dass mir die ganze Art Judith von Halles (eine stigmatisierte, hellsichtige Frau, die völlig ohne Nahrung lebt) teils sehr fremd ist, ich erlebe sie in manchem als nicht freilassend –was mir z.B. mit den Aussagen Rudolf Steiners nie so gegangen ist – und kann somit einerseits ihre Kritiker gut verstehen. So zitiert z.B. Sergej Prokofieff folgendes Selbstzeugnis von ihr:

„Schauen Sie nicht mich als einen Menschen an, an dem ein schier unerklärliches Wunder wirkt. Bitte schauen Sie auf die geistigen Tatsachen, die diesem Phänomen zugrunde liegen. Jede Darstellung über die Ereignisse soll nicht meine Person in den Vordergrund rücken. Da sich diese Ereignisse an mir voll -ziehen, sind sie mit meinem Wesen verknüpft. Doch es ist stets Christus selbst, der Sie ganz persönlich –in Liebe – anspricht, wenn Sie sich mit diesem Stigmatisations-Ereignis auseinandersetzen, das inner -halb der Anthroposophischen Gesellschaft aufgetreten ist, indem Er durch Seine Gnade, durch die Lenkungund Stützung Ihres Karmas, Sie selbst zu Zeugen werden lässt von Seinem Gang durch die Erden -welt, von Seiner Authenzität, von Seiner Allgegenwart.“ (zitiert von Sergej Prokofieff in: „Zeitreisen – ein Gegenbild anthroposophischer Geistesforschung“, Dornach 2013, S. 15)

Und ich kann folgende Worte Prokofieffs voll und ganz unterschreiben:
„Der Schlusssatz dieses Selbstzeugnisses spricht für sich. Solch ein Anspruch ist für mich das Ende
der Anthroposophie. In der ganzen Geistesgeschichte haben keine Heiligen, Stigmatisierten oder Päpste derartige Ansprüche geltend gemacht.“ (ebenda, S. 15) – Nur gibt es im Laufe der Geschichte leider genügendPersonen, die derartige Ansprüche geltend gemacht haben, insofern sollte ich mit dem Unter -schreiben vielleicht doch vorsichtig sein ... aber ich stimme mit Prokofieff darin überein, dass Judithvon Halle, will sie glaubwürdig bleiben, diese Aussage UNBEDINGT zurücknehmen muss. Ebensostimme ich mit Folgendem überein:

„Stellen wir uns einmal vor, jemand akzeptiere dieses ihr Selbstzeugnis vollumfänglich und hielte es für unbedingte Wahrheit – und das tun viele ihrer Anhänger (aus ihren Reihen ist nie eine diesbezügli -che kritische Bemerkung laut geworden) –, dann kann ein solcher Mensch, der an diese Äußerung glaubt, denn hier geht es ja nicht mehr um eine Erkenntnis-, sondern um eine Glaubensfrage, sich J.v.Halle nur in dem naiven Glauben „zu Füßen werfen“, in ihr den erwähnten Vermittler zu Christus ge -funden zu haben. Und geschieht so etwas, dann haben wir es innerhalb der Anthroposophischen Gesell -schaft mit einer reinen Glaubensströmung zu tun, in der eine Erkenntnisfrage eben zur Glaubensfragewird.“ (ebenda, S. 18)

Allerdings habe ich die Vermutung, dass Judith von Halle in ihrer „grenzenlosen Naivität“ nicht im
Entferntesten klar ist, was sie da mit obigem „Selbstzeugnis“ überhaupt in die Welt gesetzt hat. Wie ich auf diese Vermutung komme, davon weiter unten. „Naivität schützt jedoch vor Strafe nicht“; für die von Prokofieff beschriebene Wirkung auf etliche ihrer Anhänger ist sie trotzdem verantwortlich.

Nun habe ich mich im Zuge meiner umfänglichen Atlantis-Forschungsarbeit aber AUCH auf Judith
von Halle abgestützt; ich STEHE dazu und werde das auch weiter fortsetzen. Seit dem Jahre 2009 arbei -te ich mit mehreren (untereinander grundverschieden arbeitenden; sie kennen einander persönlich garnicht) hellsichtigen Menschen zusammen und ziehe zusätzlich „aus der Literatur“ diverse weitere hellsichtigeQuellen heran (z.B. JvH.). Meine Methode ist, die „hellsichtigen Aussagen“ und alle nur irgend erreichbaren naturwissenschaftlichen – insbesondere goetheanistischen – Befunde akribisch aneinander zu prüfen, ebenso an den Mythen und Sagen der Völker, an den Aussagen Rudolf Steiners sowie die„hellsichtigen Quellen“ UNTEREINANDER und jeweils überhaupt IN SICH. Dass ich dies mit einergewissen Gründlichkeit versuche, darf man mir vielleicht glauben.
Dabei habe ich mir abgewöhnt, den „Schulungsweg“, gar den „anthroposophischen Schulungsweg“ der Einzelnen auch nur im Geringsten BEURTEILEN zu wollen, weil erstens jeder Mensch einen ganz individuellen Schulungsweg hat, der mit keinem anderen über einen Kamm zu scheren ist, weil zweitensViele die Früchte von Einweihungen früherer Inkarnationen ernten und zum Dritten schließlich, weil laut Rudolf Steiner „Neues Hellsehen“ in absolut „berechtigter Art“ auch völlig OHNE Schulungsweg„naturwüchsig“ auftreten kann. Sondern ich prüfe lediglich die ERGEBNISSE ihrer hellsichtigen Forschung: DIE allerdings auf Herz und Nieren. Obwohl ich z.B. in Trance oder Hypnose gegebene Aussagen aus naheliegenden Gründen vollkommen ablehne, habe ich mich dennoch auch mit den Trance-Aussagen eines Edgar Cayce beschäftigt – musste beim Prüfen der Ergebnisse allerdings feststellen, dass nur ganz wenige seiner Aussagen überhaupt brauchbar sind, ja, dass der überwiegende Teil regelrechtaus „Falschmeldungen“ besteht – soweit ich das beurteilen kann.
Der Grundsatz der Ergebnisoffenheit bzw. Unbefangenheit/Vorurteilslosigkeit bedingt, dass ich – ob -gleich ich meine, auf dem Boden der ANTHROPOSOPHIE zu stehen, was für mich bedeutet, ein persönliches Verhältnis zu Rudolf Steiner zu haben, egal, ob auch er Fehler gemacht haben mag oder nicht– meine hellsichtigen Quellen NICHT daran messe, ob sie „in der Anthroposophie darinnenstehen“ –manche tun es ausgesprochenerweise nicht –; ich würde sogar die hellsichtigen Aussagen ausgesproche -ner Gegner der Anthroposophie genauso ernst nehmen und abprüfen wie die aller anderen auch.

Dass Prokofieff meint, Judith von Halles dauerhafte Stigmata, Nahrungslosigkeit etc. seien etwas „Atavistisches“ – ein solch vernichtendes Urteil bedarf wohl einer viel eingehenderer Untersuchung, als sie von allen ihren Kritikern bislang angestellt worden ist. Das KANN Prokofieff gar nicht beurteilen,und wenn er noch so viele „plausible“ Gründe dafür anführt. Allein schon ihre Schauungen als „rein leibgebundene Visionen“ hinzustellen, ist schlicht der größte anzunehmende Unsinn. Prokofieff bleibtden exakten Nachweis der Richtigkeit seiner Diagnose von JvH.'s Persönlichkeitsstruktur und esoterischem Weg schlicht schuldig – angesichts der Ungeheuerlichkeit seiner Vorwürfe ein durch nichts zu entschuldigendes Versäumnis. Er macht den großen Fehler, SEINE PERSÖNLICHE Erkenntnis-Art als„alleinseligmachend“ hinzustellen.
Sicherlich ist es notwendig, dass er Judith von Halle auch bezüglich ihrer Ergebnisse ganz heftig „auf
den Zahn fühlt“ – solches ist gegenüber ALLEN hellsichtigen Quellen angebracht. Und ich kann Judith von Halle und allen ihren Anhängern nur empfehlen, sich mit jedem einzelnen von Prokofieff sowie auch z.B. von Mieke Mosmuller in „Judith von Halle versus Rudolf Steiner“ (Baarle-Nassau 2008) erhobenen Kritikpunkten minutiös auseinanderzusetzen, so schmerzhaft und mühsam das auch ist – nur in solcher Auseinandersetzung „gehärtet“ sind ihre Aussagen etwas wert; es ist nicht umsonst, dass diese „Prüfung auf dem physischen Plan“ für sie aufgetreten ist; da „muss sie durch“.
Ob aber die Kritikpunkte Prokofieffs im Einzelnen und seine vernichtende Verurteilung insgesamt
überhaupt zu halten sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. Das zu prüfen sind nicht nur Judith von
Halles Anhänger aufgefordert, sondern ALLE sich um Anthroposophie bzw. Spiritualität bemühenden Menschen – denn alles, was auch nur von ferne nach INQUISITION riecht, hat in der Anthroposophie NICHTS VERLOREN. In manchen Kritikpunkten mag Prokofieff vielleicht recht haben. Bei einem großen Teil seiner Kritikpunkte ist mir jedoch aufgefallen, dass sie auf persönlichen, UNBEWIESENEN Meinungen beruhen, die er mit grotesker Absolutheit als unumstößliche Wahrheiten bzw. als „Anthroposophie schlechthin“ hinpfahlt. Sich dabei auf sein lebenslanges Studium bzw. seine Meditation des Gesamtwerkes Rudolf Steiners zu berufen, zählt insofern überhaupt nicht, als er bei alledem den Nachweis zu führen hat, dass er zu einer wirklichen ERKENNTNIS des Inhaltes der Steiner-Aussagen gekommen ist, welche er anführt – Rudolf Steiner hat ständig darauf hingewiesen, dass es kinderleicht sei, jede einzelne seiner Aussagen mit einer anderen zu „widerlegen“, solange man im rein äußerlich-intellektuellenVerständnis bleibt. ALLEN Steiner-Zitaten, mit denen Prokofieff Judith von Halle „angreift“, kann man andere gegenüberstellen, die sie „verteidigen“ – damit ist also GAR NICHTS GEWONNEN. Die Erkenntnis-Frage stellt sich nicht nur gegenüber Judith von Halle, sondern genauso gegenüber Sergej Prokofieff, der sein Anthroposophie-Verständnis als genauso absolut hinstellt wie Judith von Halle ihr
Christus-Verständnis – da können sie sich durchaus die Hände reichen.
Ein gravierender Fehler wurde J.v. Halle z.B. sicher nachgewiesen von einem gewissen Dieter Rasismus bezüglich des Christus-Jüngers Johannes Zebedäus (in dem Artikel „Der Evangelist Johannes aus historischer Sicht“, Zeitschrift „Anthroposophie“, Johanni II 2013 Nr. 264, s.u.) – solche hieb- und stichfesten Nachweise sind bei Prokofieff eher selten. Obwohl ich ihren im obigen „Selbstzeugnis“ und in milderer Form auch anderswo formulierten Absolutheitsanspruch in keinster Weise akzeptieren kann, sind mir dennoch wie gesagt in meiner Atlantisfor -schung viele Aussagen Judith von Halles unentbehrlich geworden – und nicht nur in der Atlantisforschung. Insofern kam ich um eine akribische Prüfung dieser Aussagen mit meinen mir möglichen Mit - teln nicht herum; ich möchte dies an einem „heftigen“ Beispiel demonstrieren:
Judith von Halle gibt, teils an Aussagen Steiners anknüpfend, teils sich auf eigene Schauungen berufend, in ihrem Buche „Vom Mysterium des Lazarus und der drei Johannes“ (Dornach 2009) an, dass bei der Erweckung des Lazarus durch den Christus erstens der Astralleib, die Empfindungsseele und Verstandesseele vom gestorbenen Lazarus stammt. Und zweitens Bewusstseinsseele, Geistselbst, Lebens - geist und Geistesmensch von Johannes dem Täufer. Dies entspricht wohl den Andeutungen, die auch Rudolf Steiner darüber macht.
Was jedoch darüberhinaus so viel Anstoß erregt hat, ist ihre Behauptung – die sich allein auf ihre Geistesschau / ihre „Zeitreisen“ stützt –, der ÄTHERLEIB des auferstandenen Lazarus-Johannes (dessen physischer Leib schon in Verwesung übergegangen war, wie die Bibel berichtet) sei drittens von dem Jünger JOHANNES ZEBEDÄUS gespendet worden und habe gleich anschließend einen neuen physi - schen Leib aufgebaut. Johannes Zebedäus sei daraufhin zu Staub zerfallen und hätte sich in seinem Bruder, dem Jünger Jakobus Zebedäus, inkorporiert.
Ich machte eine erste Gegenprobe, indem ich die hellsichtige Hilo de Plato dazu befragte – muss aber
dazusagen, dass diese mir grundsätzlich nur Ja/Nein-Fragen beantwortet, ganz stur nichts rechts und
nichts links davon – ein „grausames“ und mühsames Verfahren, das aber den Sinn hat, dass ich mir alles selber erarbeiten soll; es hat sich auch bereits als ungeheuer segensreich erwiesen. Die folgende Antwort– bei der ich noch NICHT danach gefragt hatte, ob Johannes Zebedäus denn zu Staub zerfallen sei – ist demnach wie alle „meine“ Hilo-de-Plato-Aussagen eine Zusammenfassung vieler Ja/Nein-Antworten, welche ich ihr aber anschließend zur Absegnung/Korrektur vorlegte:
Die Angabe Judith von Halles, dass der von Christus auferweckte Lazarus, der dann der Jünger Johannes, „den der Herr lieb hatte“ wurde, der Schreiber des Johannes-Evangeliums und der Apokalypse, dass dieser auferweckte Lazarus/Johannes also den Ätherleib (der sofort einen ganz neuen physischen Leib aufbaute) des Jüngers Johannes Zebedäus empfing, den Astralleib, die Empfindungsseele und die Verstandes/Gemütsseele des gestorbenen Lazarus und die Bewusstseinsseele, das Geistselbst (Manas), den Lebensgeist (Buddhi) und den Geistesmenschen
(Atma) des ebenfalls kurz vorher gestorbenen (enthaupteten) Johannes des Täufers bekam, dass sich also Johannes der Täufer im auferstandenen Lazarus „inkorporiert“ hat, wird bestätigt.“
(Hilo de Plato, 25.4.2013)
Somit schien alles in schönster Ordnung – in Wirklichkeit war gar nichts in Ordnung, wie ich erst
merkte, als ich den besagten Artikel „Der Evangelist Johannes aus historischer Sicht“ las, in welchem Dieter Rasismus in ganz sachlicher, unpolemischer Weise u.a. Folgendes schreibt:
„Tatsächlich gibt es Hinweise, dass Johannes (Zebedäus) erst Jahre nach seinem Bruder (Jakobus Zebedäus) starb. Noch auf dem Apostelkonzil von 48 n. Chr. zählte er für den Apostel Paulus neben Petrus und dem Herrenbruder Jakobus zu den drei „Säulen“ des frühen Christentums (Gal 2.9). Paulus hatte seinen Brief an die Galater vermutlich 50 n. Chr. geschrieben. Doch auch die Tatsache seines Märtyrertodes ist historisch belegt. Nach einer vertrauenswürdigen, um 120/130 verfassten Schrift des Bischofs Papias von Hierapolis wurde auch er „von den Juden ums Leben gebracht“. Papias begann mit seinen Nachforschungen über die Apostel bereits „zwischen oder nahe“ 80 – 90 n. Chr. Und erwähnt den Apostel Johannes als damals verstorben. Dieser Zebedäussohn muss also zwischen 48 und 80 n. Chr. den Märtyrertod erlitten haben.“
All dies verträgt sich schlecht mit Judith von Halles Aussage, Johannes Zebedäus sei bei der Auferwe -ckung des Lazarus zu Staub zerfallen – ich war nach diesem absolut geneigt, ihren Kritikern recht zu geben, jedenfalls was diesen Punkt anbelangt und auch Hilo de Platos Johannes-Zebedäus-Aussage anzuzweifeln. Oder liegt vielleicht die Wahrheit irgendwo dazwischen? Die Befragung der ebenfalls hellsichtigen Verena Staël v. Holstein ergab Folgendes:
„Dass Johannes Zebedäus nach der Auferweckung des Lazarus weiterlebte und später den Märtyrertod erlitt, wird ausdrücklich bestätigt. Er ist also nicht zu Staub zerfallen und hat sich auch nicht in Jakobus inkorporiert – darin hat Judith von Halle Unrecht, so leid es mir tut, dies sagen zu müssen, denn im Allgemeinen schätze ich ihre Angaben sehr. Andererseits hat sie darin recht, dass Johannes Zebedäus wirklich seinen Ätherleib dem auferstandenen Lazarus-Johannes gespendet hat, oder sagen wir mal, den „halben Ätherleib“ – so wie eine Mutter in der Schwangerschaft einen Teil ihres Ätherleibes dem Kind zur Verfügung stellt, dass es sich an dieser „Matritze“ während seiner ersten sieben Jahre einen eigenen Ätherleib aufbauen kann. Mit dem verbleibenden „halben Ätherleib“, der sich später wieder zu einem „ganzen Ätherleib“ auswuchs, hat Johannes Zebedäus weitergelebt. Für den Lazarus reichte aber der Zebedäus-Ätherleib nicht; es mussten wegen der stärkeren Lebenskräfte noch Teile des Äther -leibes einer Frau – in Wirklichkeit eines männlichen Ätherleibes, denn Frauen haben einen männlichen Ätherleib und umgekehrt – hinzukommen, ja sogar von zwei weiblichen Personen: Maria Magdalena und Martha, die Schwestern des Lazarus. Dass bei dem „zusammengesetzten Wesen“ des Lazarus-Johannes der Astralleib, die Empfindungsseele und Verstandesseele von Lazarus – aus der Kain-Strömung – stammt und Bewusstseinsseele, Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch von Johannes dem Täufer – aus der Abel-Strömung – wird bestätigt.“ (Verena Staël v. Holstein, 2.7.2013)
Dies ist ja nun wahrlich eine weitere Räuberpistole sondergleichen – und Verena Sta ël v. Holstein ist
genausowenig unfehlbar wie irgendein anderer. Aber könnte es nicht sein, dass die „Unstimmigkeiten“ zwischen ihr und Judith von Halle ihren Grund vielleicht darin haben, dass die Erforschung dieser Tat - bestände ungeheuer schwierig ist – für alle drei, wenn ich Hilo de Plato mitzähle – und hier „Anfangs- Unschärfen“ eventuell gar nicht zu vermeiden sind?! Solche glaube ich, wenn mich nicht alles täuscht, auch z.B. bei Rudolf Steiners Atlantis- und Lemurien-Aussagen aus den ersten Jahren nach der damali - gen Jahrhundertwende entdeckt zu haben.
„Es ist in meinen Augen unrealistisch, eine „fehlerfreie“ hellsichtige Forschung zu erwarten, wer sollte denn so perfekt geläutert sein? Deshalb ist der Kollegenaustausch, Abgleich verschiedener Quellen und logisches Denken unabdingbar.“ (der hellsichtige Thomas Mayer, 31.1.2011)
Angenommen, Verena Staël v. Holstein hätte recht mit ihrer Aussage, dass Johannes Zebedäus dem
Lazarus-Johannes seinen (wenn auch nur „halben“) Ätherleib spendete (was immerhin auch Hilo de Plato bestätigte), in dem Falle wäre zwar immer noch unverzeihlich, einen sogar äußerlich nachweisbar unrichtigen Tatbestand wie das Zu-Staub-Zerfallen des Johannes Zebedäus in die Welt zu setzen – aber Judith von Halle läge dennoch nicht „auf ganzer Linie daneben“. Ich verbuche das Ganze schlicht unter„jeder macht Fehler“ und werfe ihr nur „Verletzung der Sorgfaltspflicht“ vor, denn was man in die Öffentlichkeit gibt, sollte tatsächlich hieb- und stichfest sein. Meine dringende Empfehlung an Judith von Halle und diejenigen ihrer Vertrauten, welche die Möglichkeit einer äußeren Nachprüfung haben, wäre wie gesagt: ALLE strittigen Punkte (diese herausgearbeitet zu haben, bin ich Prokofieff und den anderen wirklich dankbar) noch einmal akribisch durchzuprüfen, denn nach Obigem ist es nicht gerade unwahrscheinlich, dass sich in ihrem Werk noch ähnliche Fehler oder „Halbwahrheiten“ finden.
Judith von Halle steht nach alledem tatsächlich als fehlbarer Mensch und ohne Heiligenschein da –aber für mich als eine viel interessantere Gestalt als zuvor (im Übrigen hörte ich kürzlich, dass sie ihre Johannes-Zebedäus-Aussagen mittlerweile modifiziert hätte und vom damaligen Tod dieses Jüngers kei -ne Rede mehr sei – was immerhin bedeuten würde, dass auch sie daran arbeitet, ihre Irrtümer zu korrigieren). Ich muss mich nicht mehr FÜR oder GEGEN sie entscheiden, sondern kann ihre Anregungen differenziert/ergebnisoffen untersuchen. Fehler, wie hier bei ihr nachgewiesen, habe ich bei ALLEN meinen hellsichtigen Quellen gefunden: Hilo de Plato, Verena Staël v. Holstein, Pascale Aeby, Thomas Mayer, sogar wie gesagt bei Rudolf Steiner. Und bei mir selber (obwohl ich nicht hellsichtig bin) sogar die Allermeisten. „Irren ist menschlich“ – man sollte dies auch Judith von Halle (und Rudolf Steiner) zugestehen und nicht solch „fehlerhafte“ Personen in derartig unwürdiger Weise verurteilen, ja, sie als „Sibylle“ oder „giftige Blume“ verunglimpfen und „auszuradieren“ suchen, wie dies momentan ihr ge -genüber geschieht.
Ich fürchte irgendwie, ein Recht, Judith von Halle derart zu verurteilen, hat nur, wer selber unfehlbar
ist – der aber wird es vermutlich gerade nicht tun. Trotz obigen Fehlers hielt von dem, was ich an Aussagen Judith von Halles bisher nachprüfen konnte, Vieles tatsächlich stand. Ins Gesamtbild meiner Atlantis Recherchen fügten sich zentrale – heftig umstrittene – Angaben von ihr so nahtlos ein, dass ich ohne sie gar nicht weitergekommen wäre – insofern kann ich mir gar nicht leisten, ihre in ihrer Art ganz ein zigartigen Forschungen etwa nicht zu berücksichtigen, nur weil sie genauso Fehler macht wie alle anderen Menschen auch. Jeden, der sie so blind verurteilt, kann ich nur bedauern, weil er sich einen unendlichen Reichtum entgehen lässt. Dass ich nicht lockerlassen werde, bis ich sie wirklich verifizieren oder falsifizieren kann, darf man mir schon glauben, denn ich halte Unklarheiten nicht aus, auch wenn solche mich manchmal lange auf die Folter spannen. Kann man die Frau denn nicht als einen ganz normalen, fehlbaren, aber hochinteressanten, im besten Sinne eigen-artigen Menschen behandeln, jenseits der „Heiligen“ oder „Hexe“, die allerorts aus ihr gemacht wird?!
Für mich stellen sämtliche „hellsichtigen Angaben“ – egal von wem – FRAGEN dar, alles andere als fertige Antworten. Solche Fragen lässt man in sich tunlichst lange Zeiten rumoren und reifen. Und wenn ich auf diese Fragen – zusammen mit den äußerlich beobachtbaren Phänomenen – in Bezug auf die Geschichte von Atlantis und Lemurien scheinbar ein GEBÄUDE aufbaue, dann nur, weil die Angaben „meiner“ aus nun wahrlich grundverschiedenen geistigen Strömungen kommenden Hellsichtigen untereinander und mit den ÄUSSEREN PHÄNOMENEN wie Zahnräder ineinandergreifen. Was nicht zusammenstimmte, fiel durch die Maschen – wobei, WAS ich durch die Maschen fallen lasse und was nicht, ICH allein verantworte; ich verstecke mich hinter niemand, mache meine eigenen Fehler. Im Übrigen stelle ich das „Gebäude“ offen zur Diskussion und bin der Letzte, der sich durch die Fakten oder logisches Denken nicht korrigieren lässt; solches ist wahrlich schon oft geschehen.
Von daher stehe ich tatsächlich ein wenig fassungslos vor der inquisitorischen Hetze, die gegen Judith von Halle betrieben wird. Ihren Absolutheitsanspruch zurückweisen, ist notwendig – aber man sollte ihn nehmen als das was er ist: eine Unreife. Wenn ein Pädagoge über seine Zöglinge den Stab brechen würde, nur weil sie allesamt gravierende Schwächen zeigen, dann ist er kein wirklicher Pädagoge – ich plädiere in diesem Sinne dafür, pädagogisch miteinander umzugehen, einander die ärgerlichen Schwächen zwar nicht durchgehen zu lassen, aber deshalb trotzdem nicht den Stab über einander zu brechen – hat Prokofieff nicht ein Buch über das VERZEIHEN geschrieben?!
Trotz ihrer Fehler, trotz ihrer auf mich nicht immer freilassend wirkenden Art erlebe ich bei Judith von Halle AUF IHRE ART durchaus ein Bewusstseins- bzw. Erkenntnis-Ringen, etwas sehr anderes als das Sibyllentum, welches ihr vorgeworfen wird. Dem widerspricht nicht, dass sie aus ihrer Schau die haarsträubendsten Dinge schildert – das tut Rudolf Steiner in noch viel haarsträubenderer Weise; nachzuprüfen ist Letzteres noch wesentlich schwieriger als v. Halles Aussagen – und ich möchte den Anthroposophen sehen, der guten Gewissens behaupten kann, er habe auch nur ein Hundertstel davon schon „erkenntnismäßig durchdrungen“! Rein intellektuell Steiners Gesamtausgabe nachzubeten BRINGT GAR NICHTS außer Illusionen über Illusionen. Und ich fürchte irgendwie, dass es ziemlich schwierig ist, die inhaltlichen Streitpunkte schnell zu klären (abgesehen von Offensichtlichkeiten wie die Sache mit Johannes Zebedäus) und bedaure sehr, dass etliche Be- und vor allem Verurteilungen Judith von Halles in diesem Sinne gerade die nötige Bewusstseinsklarheit schmerzlich vermissen lassen.

 Kann es eventuell sein, dass diese stigmatisierte Person des Anstoßes sehr deutlich und vielleicht auch sehr einseitig aus dem ABEL-Strom kommt (ich vermute sie als typischen Vertreter der sog. „Platoniker“),so wie Prokofieff (und auch ich) eventuell sehr einseitig aus dem KAIN-Strom kommen?! Das würde ihre gewisse NAIVITÄT erklären, mit der sie ihre Schauungen einfach hinstellt und sich wundert, dass andere ihre Ergebnisse auf den Seziertisch legen und außerdem von ihr noch methodische Erklärungen fordern – deshalb ist sie mir ja so fremd. Ich erachte solche Naivität geradezu als ein Erkennungsmerkmal der Abel-Strömung, zu welcher m.E. auch die Platoniker gehören. Nur – wer nicht einseitig ist, der werfe bitte den ersten Stein! So wie sie sich ausgesprochenermaßen bemüht (offensichtlich gelingt es nicht immer), den Kain-Strom zu verstehen und zu würdigen, so könnte ja auch ich einmal über meinen Schatten springen und auf ihre „naive Abel-Art“ genauso zugehen, wie sie das umgekehrt probiert.
Goethe als „Abel-Mensch“ (in anderer Art erlebe ich auch bei ihm diese „unerträgliche Naivität“) und Schiller als „Kain-Mensch“ haben – nachdem sie sich endlich „gefunden“ hatten, wozu auf beiden Seiten viel SELBSTÜBERWINDUNG nötig war – einander gegenseitig wie „erlöst“ oder „überhöht“. Zu soetwas scheinen momentan weder Judith von Halle noch Sergej Prokofieff in der Lage zu sein, das kann man ohne jegliche Anklage sagen. Nun, so müssen dies eben ANDERE übernehmen, aus einer erst zu erarbeitenden WIRKLICHEN ERKENNTNIS heraus – es hängt unendlich viel davon ab.

Denn es ist ein offenes Geheimnis, dass momentan von der Anthroposophie NICHT MEHR VIEL
ÜBRIG IST. Ich habe als Lehrer mehrere Waldorf-Kollegien erlebt, in denen es regelrecht verpönt war, die Worte „Anthroposophie“, „Rudolf Steiner“, „Waldorfpädagogik“ oder „Menschenkunde“ auch nur in den Mund zu nehmen – mit den entsprechenden Ergebnissen: an den Waldorfschulen hat der Prozent - satz an Drogen-, Alkohol- oder Computer-süchtigen Schülern fast schon das gesamtgesellschaftliche Ausmaß erreicht; ebenso ist es bereits vorgekommen, dass eine Waldorf-Oberstufenschülerin ihr Schulgebäude anzündete – eine vernichtende Bilanz der gegenwärtigen Waldorfpädagogik. Ähnlich sieht es in der anthroposophischen Medizin, Heilpädagogik, biologisch-dynamischen Landwirtschaft, in der Eurythmie und sämtlichen Künsten aus – die Tendenz: „weg von Rudolf Steiner, weg von der Anthroposophie“ ist unübersehbar: die Resultate sind aber dementsprechend. Von „führenden anthroposophischen Wissenschaftlern“ wird Rudolf Steiner die Wissenschaftlichkeit abgesprochen, werden ohne wirkliche Prüfung mit großer Selbstverständlichkeit „offiziell anerkannte“ wissenschaftliche Positionen materialistischer Art übernommen – und goetheanistisch arbeitende Wissenschaftler heftig verunglimpft und ihnen ein „veraltetes“ und „verschrobenes“ Anthroposophie-Verständnis vorgeworfen – ich weiß, wovon ich rede. Alles Lamentieren „dogmatischer Alt-Anthroposophen“ gegen diese Tendenzen nützt nicht das
Geringste, bestärkt im Gegenteil nur noch diese „Anthroposophie ist out!“-Rufe innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung.
Demgegenüber stellt das von Rudolf Steiner prophezeihte und in gewisser Weise überhaupt erst AUS -GELÖSTE, in der allerverschiedensten Art auftretende „Neue Hellsehen“ sowie das damit verbundene „Schauen des Christus im Ätherischen“, welche beide momentan eine nicht zu übersehende Kulmination erleben, eine WIRKLICHE HOFFNUNG dar – wozu neben etlichen anderen auch Judith von Halle gehört. Aber all dies steckt momentan noch in den Kinderkrankheiten, weil viele „Neue Hellsichtige“ ein echtes ERKENNTNIS-RINGEN und das dazu notwendige DENKEN noch scheuen wie der Teufel das Weihwasser und stattdessen ihre geistige Heimat mehr in der Esoterik-Bewegung suchen, wo sie darum herumkommen. Oder in der Grauzone zwischen „Eso“ und Anthroposophie. Insofern sollte man vielleicht froh sein über jeden Hellsichtigen, der sich wirklich um Anthroposophie bemüht – WIE AUCH IMMER – und, falls dies einem nicht geheuer vorkommen sollte, hier auf die SELBSTHEILUNGSKRÄFTE DER ANTHROPOSOPHIE vertrauen.
Und: wenn viele Hellsichtige keine Erkenntnisarbeit leisten wollen oder können, dann nützt es nichts,
darüber zu lamentieren oder sie anzuklagen, sondern dann muss diese Erkenntnisarbeit eben von anthroposophischer Seite aus geleistet werden. Insofern ist das Auf-den-Zahn-Fühlen Judith von Halles durch Prokofieff, Mosmuller und andere einerseits absolut notwendig – andererseits ist auch hier ein Sich-Zurückziehen auf „dogmatisch-alt-anthroposophische Positionen“ bzw. auf eine, wie Steiner sagt, „im Kopf steckengebliebene Anthroposophie“ verheerend und führt nur dazu, dass sich verschiedene SEKTEN gegenseitig bekämpfen. Das hat mit WIRKLICHER ERKENNTNIS nichts zu tun; DIESE Arbeit ist also noch zu leisten – mit ungeheurer Dringlichkeit.


Andreas Delor

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