SPIRITUALITÄT UND GEOLOGIE
Wo lag Atlantis?
Die geologische Ortung von Atlantis bereitet nicht wenige Probleme. Nicht nur, dass es so gut wie keinen Fleck der Erde gibt, der nicht schon zur Atlantis erklärt wurde. Auch beim Versuch, Rudolf Steiners Angaben mit den Ergebnissen der modernen Geologie in Einklang zu bringen, tun sich Widersprüche über Widersprüche auf. Andreas Delor vergleicht spirituelle Aussagen Steiners und den Stand der Geologie.
Legt man die - für das gängige wissenschaftliche Bewusstsein haarsträubenden - Aussagen Rudolf Steiners aus seiner Geheimwissenschaft und seinem Gesamtwerk zugrunde, muss man davon ausgehen, dass die Menschen am Anfang der Atlantis noch so weich waren, dass sie keine Versteinerungen hinterließen. Von ihnen stammen alle Tiere ab - nicht umgekehrt. Die Luft war nach Steiner damals nebelgeschwängert, und in dieser Suppe über der Erde schwimmend-schwebend lebten die frühen Atlantier.
Was zu früh verhärtete und auf die Erde kam, konnte nicht mehr Mensch sein. Diese Leiber wurden von Tierseelen bezogen, davon finden sich dann Fossilien. Vom Bewusstsein und den Fähigkeiten der Atlantier bekommt man eine Vorstellung, wenn man die Mythen und Sagen vieler Völker (von Helden mit übermenschlichen Kräften und übermenschlichem Mut usw.) ganz real nimmt. Wie aber stimmen sie mit den geologisch-paläontologischen Fakten zusammen?
Es besteht in der anthroposophischen Sekundärliteratur weitgehende Einigkeit darüber - und entspricht der einzigen Zeitangabe, die Rudolf Steiner über Atlantis macht, im ersten Band der »Lehrerkonferenzen« - dass die atlantische Zeit identisch ist mit dem Tertiär samt dem anschließenden Pleistozän, der Eiszeit.
Das Tertiär, welches nach heutiger Zeitrechnung vor 65 Millionen Jahren begann (auf den Unterschied zwischen dieser und Steiners Zeitrechnung braucht hier nicht eingegangen zu werden), besteht aus Paleozän, Eozän, Oligozän, Miozän und Pliozän. Der (endgültige) Untergang der Atlantis durch die (letzte Etappe der) Sintflut wäre dann am Ende der letzten Eiszeit (Würm-Weichsel-Vereisung) vor etwa 10 bis 12.000 Jahren erfolgt.
Das Tertiär ist die große Zeit der Säugetiere. Deren Menschen-Vorfahren müssen noch in der lemurischen Zeit gesucht werden. Am Ende der Lemuris hatte sich die Menschheit nach Steiner in vier Typen aufgegliedert: »Stier-Menschen«, »Löwen-Menschen«, »Adler-Menschen« und »Menschen-Menschen«. Auf diese Menschen-Typen gehen die warmblütigen Wirbeltiere, die dann in der atlantischen Zeit auftreten, zurück: Huftiere, Raubtiere, Vögel und Primaten (Letztere kann man nur vermuten, Steiner erwähnt sie nicht direkt).
Von den atlantischen Menschen selber können nur die Formen abstammen, die nach diesen vier Gruppen noch neu in Tertiär und Quartär auftreten: höhere Primaten, Menschenaffen und die Vor-, Früh- und Altmenschen (Australopitheciden, Homo habilis, ergaster, erectus und heidelbergensis und der Neandertaler). All diese Menschen sind vermutlich nicht unsere Vorfahren, sondern stammen umgekehrt von uns ab. Wirkliche Vorfahren von uns sind vermutlich erst die anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens), die seit der letzten Vereisung (Würm-Weichsel) auftreten.
Dass aber sowohl die höchsten Menschenaffen (Gorillas und Schimpansen), wie auch sämtliche Frühmenschen (bis auf Erectus und Neandertaler) und sogar der Homo sapiens selbst alle eindeutig zuerst in Afrika auftreten und nicht in Europa, welches Atlantis am nächsten gelegen sein muss, macht die Frage nach der Lage der Atlantis, von der doch alle diese Formen herstammen sollen, zum gravierenden Problem. Während in Südafrika unsere Vorfahren auftreten, ist gleichzeitig Europa »besetzt« durch den Neandertaler, davor durch den Homo heidelbergensis, die beide vermutlich nicht unsere Ahnen sind.
UNTERGANG IN PHASEN
Der anthroposophische Geologe Dankmar Bosse macht darauf aufmerksam, dass die Geologie bezüglich der ersten Hälfte des Tertiär vor dem Rätsel der weltweiten »Fast-Ebene« steht, d. h., dass es damals (und erst recht in den Zeiten davor) keine zerklüftete Landschaft wie heute gegeben hat. Es gab keinen Wasserkreislauf, die atlantischen Nebel schlugen sich nicht als Regen nieder. Die Flüsse, die die heutige Landschaft herausschnitzten, entstanden im Wesentlichen erst während der zweiten Tertiär-Hälfte. Viele Flüsse lassen heute noch eine deutliche Drei-Terassen-Gestalt erkennen.
Als sie die obere Terasse auswuschen, waren sie ungeheuer breit und flach, bei der mittleren schon tiefer und enger, aber erst nach der Eiszeit erreichten sie ihre heutige Tiefe und ihr schmales Bett. Die drei Terassen entstanden während der letzten drei Warmzeiten (Zwischeneiszeiten), welche als Phasen der Sintflut anzusehen sind.
Atlantis ist nach Steiner stufenweise untergegangen. Die Nebelmassen schlugen sich erst in gewaltigen Regenfluten nieder, welche die Flüsse auswuschen und wurden bei der anschließenden Abkühlung als Eismassen gebunden.
Am Anfang des Tertiär scheint die Lage von Atlantis noch relativ einfach bestimmbar; hier gibt es eine eindeutige Ortsangabe Rudolf Steiners:
»Betrachten wir hellseherisch den alten Kontinent der atlantischen Welt, den wir zu suchen haben da, wo jetzt der atlantische Ozean ist, zwischen Afrika und Europa einerseits und Amerika andererseits. Dieser Kontinent war umschlossen von einer Art warmem Strom, von einem Strom, bezüglich dessen das hellseherische Bewusstsein ergibt, dass er, so sonderbar es klingen mag, von Süden heraufging, durch die Baffins-Bay gegen das nördliche Grönland verlaufend und es umfassend, dann herüberfloss nach Osten, sich allmählig abkühlte, dann in der Zeit, in welcher Sibirien und Russland noch lange nicht zur Erdoberfläche gehoben waren, in der Gegend des Ural herunterfloss, sich umkehrte, die östlichen Karpaten berührte, in die Gegend hineinfloss, wo die heutige Sahara ist, und endlich beim Meerbusen von Biskaya dem atlantischen Ozean zuging, so dass er ein ganz ge-schlossenes Stromgebiet hatte. Sie werden begreifen, dass dieser Strom nur noch in den allerletzten Resten vorhanden sein kann. Dieser Strom ist der Golfstrom, der einst den atlantischen Kontinent umflossen hat. - Und jetzt werden Sie auch begreifen, dass bei den Griechen das Seelenleben Erinnerung ist. Es tauchte in ihnen auf das Bild des Okeanos, der eine Erinnerung ist an jene atlantische Zeit...« (Die Mission einzelner Volksseelen, 10. Vortrag.) Der Okeanos umfloss in der Mythologie der Griechen die ganze Welt, welche in ihrer Erinnerung wohl mit Atlantis identisch war.
Atlantis war damals also, so erstaunlich es auch klingt, kurz gesagt: Europa und Grönland zusammen. Das ist geologisch greifbar. Wir kommen da in die Zeit des Paleozän (Anfang des Tertiär). Europa und Amerika lagen zu dieser Zeit nahe beieinander, Grönland hing noch mit Europa zusammen. Spanien und Italien drifteten als selbständige Mikroschollen außerhalb dieses Komplexes. Östlich des Ural bestand die sehr breite Turgai-Meeresstraße, eine eingesunkene Dehnungszone ähnlich dem Rheintalgraben, welche in eine weitere Meeresstraße einmündete, die Parathethys, von welcher das Schwarze und Kaspische Meer und der Aralsee noch übrig sind. Die Turgai-Straße bestand noch bis ins Oligozän hinein, die Parathethys sogar noch bis Ende Miozän. Ein Widerspruch zu Steiners Aussagen besteht nicht.
VON LEMURIEN ZU ATLANTIS
Aber Europa wechselte im Verlauf des Tertiär ständig seine Gestalt. Im Übergang vom Paläozän zum Eozän riss sich Grönland von Europa los. Dieser Riss war verbunden mit einer gewaltigen Flutbasalt-Katastrophe, einer Serie von Vulkanausbrüchen, die alle heutigen Vorstellungen weit übersteigt. Die Erde öffnete sich in Spalten von mehreren -zig Kilometern, und dünnflüssige Basaltlava ergoss sich in ländergroßen Überschwemmungen über die Landschaft. Die Basaltpakete lagern heute vor der ganzen Küste Norwegens, vor und auf der Küste Grönlands sowie vor und auf der Küste Schottlands und Irlands. In Irland gibt es eine Stelle, an der ein einziger Lavastrom 1,5 Kilometer Dicke erreicht! Europa und Grönland blieben allerdings zunächst durch Island und die Island-Schwelle noch geraume Zeit miteinander verbunden.
Weiter drifteten Italien, Spanien und Kleinasien an Europa heran und durch die Kollision türmten sich die alpinen Faltengebirge auf. Die Parathethys wurde langsam zugeschoben. Gleichzeitig durchzogen neue Risssysteme Europa (Rhone- und Rheintalgraben) und erzeugten einen nicht unbeträchtlichen Vulkanismus (Eifel, Vogelsberg usw). Durch all diese Vorgänge änderten die Flachmeere, von denen Europa bedeckt war, ständig ihre Gestalt. Im Verlaufe des Oligozän verlandete die Turgai-Straße, Europa war keine Insel mehr, sondern mit Asien verbunden.
Das erste Problem ist die erwähnte Flutbasalt-Katastrophe an der Paleozän/Eozän-Grenze. Denn kurz zuvor, an der Wende von der lemurischen zur atlantischen Zeit (Kreide/Tertiär-Grenze) war durch eine ähnliche Katastrophe die lemurische Menschheit samt den Dinosauriern und zwei Drittel der damaligen Fauna vernichtet worden.
Dankmar Bosse macht darauf aufmerksam, dass der lemurische Kontinent, der laut Rudolf Steiner (Aus der Akasha-Chronik) in Feuerkatastrophen zugrunde ging, in der letzten Zeit identisch war mit dem damals frei im indischen Ozean driftenden indischen Subkontinent. Nun ist das gesamte Erdmittelalter (Trias, Jura, Kreide) von Flutbasalt-Katastrophen begleitet, die sich in der Kreidezeit, der letzten Etappe der lemurischen Epoche, immer mehr häufen. Jede von ihnen ist verbunden mit einem gewaltigen weltweiten Massenaussterben, vor allem wohl durch die giftigen Gase und den »atomaren Winter«, hervorgerufen durch die Verfinsterung der Atmosphäre durch vulkanischen Staub. Solche Eruptionen hatten der lemurischen Menschheit den Garaus gemacht. Denn eine gewaltige Flutbasalt-Katastrophe fand genau im lemurisch/atlantischen Übergang in Indien, in der Gegend des heutigen Dekkan statt. Der französische Geologe Vincent Courtillot kommt (in seinem Buch: Das Sterben der Saurier) zu der Annahme, dass es diese Katastrophe war, die den Dinosauriern und einem Großteil der übrigen Fauna das Ende bereitete. Der gleichzeitig niedergehende Asteroid oder Komet, den Courtillot nicht bestreitet, »besorgte nur noch den Rest«.
Und die Menschheit der Früh-Atlantis soll die Nachzügler-Katastrophe an der Paleozän/Eozän-Grenze (von der der Island-Vulkanismus bis heute übriggeblieben ist) unbeschadet überstanden haben, da doch kurze Zeit vorher die letzte lemurische Menschheit durch die Dekkan-Katastrophe vernichtet wurde?!
Flutbasalte, die sich oft beim Zerbrechen von Kontinenten ergießen, werden ausgelöst durch so genannte Mantel-Plumes oder -Diapire. Das sind atompilzartige, sehr heiße aufgeschmolzene Magma-Gebilde im Erdmantel, bestehend aus einem sehr großen Kopf und einem langen dünnen Stil, die langsam aufsteigen und beim Erreichen der Erdoberfläche ausfließen (Die Menge der im Dekkan und auf dem davorliegenden Meeresgrund ausgeworfenen Basalte ergibt zusammengerechnet eine Kugel von ca 1000 km Durchmesser, d. i. mehr als der obere Erdmantel!). Ist der gesamte Magma-Kopf in diesen alles heutige Maß übersteigenden Katastrophen ausgeleert, bleibt ein ganz normaler Hot-Spot-Vulkanismus übrig, der sich (wie auf Hawaii) nur noch aus dem Stil des Diapirs speist.
Das heiße Magma staut sich aber unter der Erdkruste und wölbt diese um ein- bis dreitausend Meter hoch. Die größten derartigen Aufwölbungen sind heute Island und Spitzbergen, die früher, als der Druck größer war, noch wesentlich ausgedehnter gewesen sein müssen. Auch der Meeresboden um die Hawaii-Inseln ist um 1200 m aufgewölbt. Der ostafrikanische Hot Spot, der mit einer Flutbasalt-Katastrophe im Oligozän begann, wölbt heute noch den äthiopischen und kenianischen »Dom« (bis zu 3 km!) empor. So muss es um so manchen heutigen Hot Spot herum früher Island-ähnliche Aufwölbungen (»Atlantisse«) gegeben haben, z. B. beim Tristan de Cunha im Südatlantik, dem Kerguelen-Plateau im südlichen indischen Ozean, an mehreren Stellen im Pazifik (Mu??) - und um die Azoren herum.
Heute noch ist der Meeresboden beim Azoren-Hot Spot hochgewölbt. Liest man Platons Atlantis-Bericht, so kommt man im Einklang mit den meisten Atlantis-Enthusiasten nicht umhin, Atlantis bei den Azoren zu vermuten. »Jenseits der Säulen des Herakles (Gibraltar), aber östlich von dahinterliegenden Inseln (den karibischen?) und einem noch weiter dahinterliegenden Festland (Amerika?)«.
Hier müsste dann die Heimat des südlichen atlantischen Auswanderstromes gelegen haben, von dem Steiner in Der Orient im Lichte des Okzidents berichtet - das Muspelheim der germanischen Mythologie. Dieser südliche Strom soll nach Plato so gewaltig gewesen sein, dass er in einem einzigen Ansturm kurz vor dem Untergang der Atlantis das gesamte Mittelmeergebiet überrannt hat. Für diese südliche Lage von Atlantis würde auch das Auftreten der Menschenaffen- und Menschen-Formen in Afrika sprechen.
Aber das Flutbasalt-Ereignis, mit dem der Azoren-Hot-Spot begann, liegt zu früh (an der Trias/Jura-Grenze, als an dieser Stelle Afrika und Amerika auseinanderbrachen). Sicherlich hat es in Jura und Kreidezeit eine sehr große, Island-ähnliche Insel an der Stelle der heutigen Azoren gegeben. Dass diese aber noch im Tertiär existierte, ist unwahrscheinlich, und wenn, kann sie nur noch sehr klein gewesen sein. Als Heimat eines gewaltigen Völkersturmes käme sie wohl kaum in Frage. Die Azoren-Gegend wird auch von Steiner nie als Atlantis-Ort erwähnt. Steiner spricht dagegen öfter von den »Atlantiern in der Nähe von Irland«.
ATLANTIS UND DIE EISZEIT
Die gravierendsten Atlantis-Probleme betreffen die letzte atlantische Zeit - die Eiszeit. In dieser Zeit kann Atlantis nicht mehr das ständig seine Gestalt verändernde Europa gewesen sein, denn erstens ist Europa eindeutig nicht durch eine Sintflut untergegangen und ist zweitens schon lange keine Insel mehr. Außerdem wird Rudolf Steiner nicht müde, in den verschiedensten Zusammenhängen, zu den verschiedensten Zeiten immer wieder zu betonen, als Atlantis unterging, seien gleichzeitig Europa, Asien und Amerika, die bis dato weitgehend von Flachmeeren bedeckt waren, aus den Fluten aufgestiegen. Diese Flachmeere sind eine geologische Tatsache, auch in Europa.
Dankmar Bosse ist der Auffassung, das Rockall-Plateau sei Atlantis gewesen. Dieses Plateau, von dem heute nur noch der aus Granit bestehende Rockall-Felsen als winziges Eiland aus dem Meer schaut, liegt nordwestlich von Irland. Es ist größer als Irland, aber kleiner als Großbritannien. Damit wäre es ebenfalls für Atlantis viel zu klein. Außerdem war es wie Island, die gesamte Island-Schwelle und die britischen Inseln während der Vereisungen mit Gletschern bedeckt, während der Warmzeiten aber zum Teil überschwemmt. Denn das Rockall-Plateau liegt heute zwischen 200 und 700 m tief, der Meeresspiegel war aber in der Eiszeit maximal nur 130 Meter tiefer - während der Vereisungen, in den dazwischenliegenden Warmzeiten aber so hoch wie heute oder höher.
Nun muss allerdings das Plateau früher höher gelegen haben. Wenn der Rockall-Felsen aus Granit, also kontinentalem Gestein besteht, müssen die Flutbasalte, die auch dieses Plateau früher bedeckt haben müssen - liegt es doch wesentlich näher an den Eruptionsspalten als Irland und Schottland - abgetragen worden sein. Das ist nur möglich, wenn es über Wasser lag. Eine solche Abtragung (z. B. durch Steilküsten-Erosion) braucht aber ihre Zeit. Das Rockall-Plateau muss schon lange unter Wasser liegen, mindestens das ganze Pleistözän.
Bosse ist der Auffassung, dass der Meeresspiegel weit mehr als die 130 m tiefer gelegen hat. Denn ein beträchtlicher Teil des Wassers wogte als atlantische Nebelmassen in der Luft. Ich glaube das auch, aber für eine frühere Phase des Tertiär und die Zeiten davor. Sonst könnten nicht gleichzeitig die umliegenden Kontinente von Flachmeeren bedeckt gewesen sein. (Dies soll keine Kritik an Bosses wirklich ungeheurem Versuch sein, die Hinweise Steiners mit der Geologie zur Deckung zu bringen. Nur in diesem einen Punkt kann ich ihm wegen der Flachmeere nicht zustimmen.)
Der Meeresspiegel kann wegen der Flachmeere nicht tiefer gelegen haben. Wenn aber gleichzeitig weniger Wasser im Meer gewesen sein soll, kann das nur bedeutet haben, dass die Ozeane (ein wenig) flacher gewesen sein müssen als heute. Erst im Laufe des Tertiär schoben die plattentektonischen Kollisionen die Kontinente so zusammen, dass sich die massigen alpinen Gebirge auftürmten, das gewaltige tibetanische Hochland 5 Kilometer über das Meer erhob und dafür mehr Wasser aus der Luft in den Ozeanbecken Platz erhielt.
Was aber früher bei einer geringeren Tiefe eventuell aus den Ozeanen herausgeschaut haben kann, sind größere Teile der mittelozeanischen Rücken. Diese können zudem durch Mantel-Diapire um mehrere Kilometer gehoben worden sein. Das bezieht sich aber auf die Zeit vor der Eiszeit. Da könnten das Gebiet der Island-Schwelle, ein nach Norden und Süden verlängertes Island, Grönland, ein Teil des Rockall-Plateaus und die britischen Inseln insgesamt Nord-Atlantis (Niflheim) gewesen sein, die Heimat des nördlichen Auswanderungs-Stromes aus der Atlantis (die Cro-Magnon-Einwanderung in Europa während der Weichsel-Vereisung??).
Wie auch immer, zusätzlich zu dem Niederschlag der atlantischen Nebelmassen muss, wenn es eine Sintflut gegeben haben soll, von der (neben Rudolf Steiner) immerhin fast alle Völker der Erde in ihren Sagen berichten, ein großer Abfall des magmatischen Drucks unter den mittelozeanischen Rücken stattgefunden haben, so dass diese einsanken und gleichzeitig die kontinentalen Flachmeere sich ausleerten. Nur so kann Rudolf Steiners Angabe, beim (stufenweisen) Versinken von Atlantis hätten sich gleichzeitig Europa, Asien und Amerika herausgehoben, gedeutet werden. Der Druckabfall und das Niederschlagen der Nebelmassen mag ein und dieselbe Ursache gehabt haben, welche, bleibt unklar.
Ob Atlantis um Island, das Rockall-Plateau und/oder die Azoren herum existiert hat, muss sich relativ leicht feststellen lassen. Denn durch geologische Bohrschiffe wie die berühmte Glomar Challenger ist der gesamte Ozeanboden der Erde wie ein Schweizer Käse mit teilweise mehrere Kilometer tiefen Bohrlöchern übersät. Ist an den in Frage kommenden Stellen eine von Anfang an ungestörte Folge von Meeres-Sedimenten zu finden, kann kein Atlantis dort gelegen haben. Eine Chance besteht aber, wenn sich an diesen Stellen große Schichtlücken finden. Es wäre eine lohnende Aufgabe für anthroposophische Geologen, die vielleicht leichter einen Zugang zu diesem wissenschaftlichen Material bekommen, dies herauszufinden.